Überblick
Im Kapitel 4 des Wanderreitbuches wird mehrfach mein erstes Buch verwiesen,
„Ausrüstung selbst gemacht für Pferd, Stall und Reiter“. Bereits in diesem Buch nahm
das Thema „Pferd und Reiter unterwegs“ einigen Raum ein und bekam ein eigenes Kapitel
(Kapitel 2). Vorgestellt wurden folgende Projekte:
Eine Zügel-Anbindestrick-Kombination aus Bergsteigerseil, reißfest und sehr griffig,
mit einer durchdachten Snap/Karabiner-Lösung. Diese Zügel begleiten Justin und mich jetzt
schon viele Jahre; auf Trec-Wettbewerben hat sich Justin auch schon das ein oder andere
Mal „um den Baum gewickelt“ vor Aufregung, weil andere Pferde den Stopp verließen – die
Zügel halten.
Die Satteldecke mit eingenähten Reißverschluss-Taschen wurde für Orientierungsritte und
Tagesritte gefertigt. Der Wunsch stand im Vordergrund, eine Oberdecke ohne wulstige,
aufgesetzte Taschen zu bekommen, die leer traurig herabhängen und nie unter Satteltaschen
eingesetzt werden können. Zudem wollte ich gerne Ober- und Unterdecke verwenden, um die
Reibung vom Pferderücken wegzuverlagern.
Eine Trinkflaschenhalterung für den Sattel, die auch bei Sprüngen, Steilhängen und
schnelleren Tempi nicht die Flasche verliert, gab es nicht zu kaufen und gibt es meines
Wissens bis heute nicht. Meine „Flasche mit Hosenträgern“ ist sehr billig herzustellen,
sieht gut aus und sitzt bombenfest. Mit 0,6-Trinkflasche auch ein sehr nützliches Geschenk
für befreundete Wanderreiter.
Ein Reisehalfter ohne jeden Metallbeschlag, das unter der Trense nicht drückt, war das
Ziel beim vierten Projekt in diesem Kapitel. Das Halfter sollte absolut reißfest sein,
damit man sich z.B. bei Notfällen darauf verlassen kann, dass sich das Pferd nicht losmacht
und etwa auf die Straße rennt. Eine „Sollbruchstelle“ bei normalem Anbinden ist ja mit einem
Bändchen sehr schnell eingebaut. Außerdem sollte das Halfter für das Pferd sehr bequem
sein und eine breite Auflagefläche im Nackenbereich aufweisen, wo Schnurhalfter eben extrem
einschneiden, wenn das Pferd mal erschrickt und am Halfter zerrt. Ein dünnes Schnurhalfter
kann die Nervenbahnen an dieser Stelle so verletzen, dass das Pferd unreitbar wird.
Meine allerersten Satteltaschen waren die Ratzfatz-Satteltaschen aus alten Jeans. Am Vorabend
eines Orientierungsrittes rief mich ein Freund an und bat mich, für unsere Gruppe meine Tier- und
Pflanzenbestimmungsbücher mitzunehmen. Aber wo sollte ich sie hintun? Zwischen Abendessen und Tatort
entstanden die schlichten Taschen und ich benutze sie immer noch gern als kleine Ergänzung zu den
Vorderpacktaschen oder dem Mantelsack, da sie auch im Galopp nicht „flappen“.
Einen Mantelsack maßgeschneidert – das wünscht sich so mancher Wanderreiter angesichts
geräumiger, aber sehr sperriger Lederrollen, die seitlich weit überstehen. Die Bananen sind
günstiger geformt, aber es geht nicht viel hinein und oft wippen sie im Trab und Galopp
störend hoch. Mein Modell schmiegt sich eng um den Hinterzwiesel und nimmt dennoch einiges
auf. Es besteht aus Cordura und hat einen Reißverschluss. Die Anleitung ist so gestaltet,
dass Sie das Schnittmuster ohne Probleme an Ihren eigenen Sattel anpassen können. Die
Rückmeldungen vieler Leser haben aber gezeigt, dass die Maße meist übernommen werden können.
Nachfolgende liste ich Projekte aus anderen Kapiteln auf, die ebenfalls für Wanderreiter
nützlich sind. Besonders hervorheben möchte ich dabei das Vorderzeug, das Ihnen im Wanderreitbuch
auf S. 76/77 begegnet sowie den Sattelregenschutz. Letzterer sieht von außen ganz unspektakulär
aus – unter der vor Regen schützenden Oberfläche verbergen sich aber einige Haken und Gummizüge,
mit denen der Überwurf schnell am Sattel fixiert ist. Die Idee zu diesem Überwurf entstand, als
eine Freundin und ich einen Tagesritt unternahmen, auf dem wir natürlich auch oft die Pferde
führten. Weil es leicht regnete, hatten wir die Sättel mit festgeklemmten Ponchos abgedeckt.
Auf einer Autobahnbrücke löste ein Windstoß den Poncho meiner Freundin vom Sattel. Ihr Pferd
blieb cool, der Poncho wurde aber von der Brücke hinuntergeweht und lag für Sekunden auf der
Windschutzscheibe eines Autos. An den Schreck und das gellende Hupen denken wir heute noch
manchmal. Der Stoff für den Überwurf ist sehr leicht und geschmeidig, da er zudem mit dünner
Baumwolle unterlegt ist, eignet er sich auch ideal als Kruppenabdeckung in Pausen.
Kap. 1 (Problemlösungen und Helfer im Reitalltag)
- Sicherheits-Weidehalfter (3 verschiedene Modelle, die ein festhängendes Pferd freigeben)
- Sonnenschutz für Pferdenasen
- Mückenschutz zum Mitnehmen
- Die kleinen Helfer für Stallschrank und Reise
- Pferdeäpfel-Wegräumset
- Kleiner Gertenhalter
- Sattel-Regenschutz
Kap. 3 (Kunst am Pferd)
- Farbige Zügel selbst geflochten
- Geknüpftes Vorderzeug
- Kärtchengewebtes Kopfstück
Kap. 5 (Für den Reiter)
- Umbau für ein T-Shirt
- Leichter Fleecepulli mit Taschen
- Bluse im Berberstil
- Praktische Gürteltaschen
- Hose für Wanderreiter
Während ein Vorderzeug in der Regel sofort eingesetzt werden kann, sollte ein
Schweifriemen behutsam eingeführt werden, weil manche Pferde anfangs mit Bocksprüngen
reagieren, wenn Sie die Zugwirkung des Riemens spüren. Da dies naturgemäß abwärts
der Fall ist, wäre dies besonders unangenehm und gefährlich.
In der Eingewöhnungsphase sollte man zunächst das Pferd an den betreffenden Stellen
behutsam abstreichen, dann (von der Seite!) den Schweifriemen anlegen und das Pferd
langsam führen, wobei man auf Ausschlagen oder andere heftige Reaktionen gefasst sein
sollte. Dann empfiehlt es sich, zunächst mit Schweifriemen in allen Gangarten zu longieren;
hierbei hat man das ganze Pferd gut im Blick und erkennt Verspannungen oder Unwillen
sehr gut. Wenn letzteres nicht auftritt, reitet man mit Schweifriemen und zieht vor dem
ersten Bergabritt oder auch dem ersten Galopp ein paar mal behutsam den Schweifriemen
von oben an, um das Pferd auf den Zug an dieser Stelle vorzubereiten.
Im Buch wurde schon darauf eingegangen, welchen Sinn der Schweifriemen hat, wie er
gebaut sein sollte und wann man besser von der Verwendung Abstand nimmt.
Gute, zum Teil auch sehr schöne Schweifriemen finden Sie auf der Hersteller-Linkseite
bei der Firma Hü und Hott. Der im Buch gezeigte wurde vor einigen Jahren nach den Wünschen
der Autorin vom Sattler Thorsten Milz (Adresse bei den Herstellern) gefertigt, Sie sehen
ihn unten noch einmal. Hervorzuheben:
- das „V“ vor der Schweifrübe öffnet sich früh und weit, die Schweifrübe wird nicht eingeklemmt
- die Metze ist dick und weich, aber nicht zu dick, die Füllung passte sich rasch dem Pferd an
- die Auflagefläche des Riemens ist gut und schützt das Fell vor Reibung durch die Schnallen und Schnapphaken
- mit einem Griff ist der Schweifriemen auf- und zugehakt, ein fummeliges Schnallenöffnen entfällt
Der leichteste und kleinste Kocher ist der Esbitkocher, der mit Trockenbrennstoff in Würfelform
betrieben wird. Er ist extrem leicht, eignet sich allerdings wirklich nur für die Tasse Kaffee
morgens und den Napf Suppe abends, weil der Brennwert der Würfel gering ist und sich die Flamme
überhaupt nicht regulieren lässt. Dafür ist die Handhabung extrem einfach, man zündet einfach die
Würfel an, fertig. Das Kochgut kann Esbitgeschmack annehmen; die Würfel sind auch nicht überall
erhältlich, was für längere Ritte ein deutlicher Nachteil ist.
Von den „richtigen Kochern“ (Spiritus-, Benzin- und Gaskocher) ist der Spirituskocher am
sichersten, er kann problemlos bei Regen in der Apsis betrieben werden, die Explosionsgefahr
des Brennstoffs ist gering, und wenn etwas ausläuft, kann man Spiritus einfach verdunsten
lassen. Spirituskocher sind sehr einfach zu bedienen, allerdings lässt sich die Flamme schlecht
regulieren, was für „richtiges Kochen“ oder Warmhalten ein Nachteil ist. Der Nachschub an
Brennstoff ist in Mitteleuropa kein Problem, solange man in Supermärkte kommt, auch viele
Tankstellen verkaufen Spiritus. Geht’s weiter weg, ist Spiritus problematisch, auch ist die
Energieausbeute nicht so hoch wie bei Benzin und Gas.
Gaskocher sind ebenfalls recht einfach zu bedienen, die Flamme lässt sich sehr gut regulieren,
die Kocher verbrennen sauber und mit hoher Energieausbeute. Für den Wanderreiter kommt eigentlich
nur die Verwendung von Ventilkartuschen in Frage (diese werden mit einem Schlauch zum Kocher hin
verbunden und können nach dem Kochen abgenommen und wiederverwendet werden. Gaskocher können auch
in der Zeltapsis verwendet werden, da sie rückstandsfrei verbrennen. Der Nachteil: Die Kartuschen
sind sperrig, leer sind sie Müll, der mitgenommen werden muss und man kriegt die passenden nicht
überall, muss also auf längere Touren entsprechend viele mitnehmen.
Benzinkocher sind für weit und lange Reisende eigentlich ideal: Benzin hat einen hohen
Brennwert und lässt sich an jeder Tankstelle nachkaufen, allerdings benötigt ein Kocher für
optimalen Betrieb eigentlich gereinigtes Benzin.
Benzinkocher sind allerdings heikel in der Handhabung: Da der Brennstoff nur in gasförmiger Form
brennt, muss vorgeheizt werden. Geht der Kocher aus, muss er erst abkühlen, bevor er wieder entzündet
wird, sonst besteht Explosionsgefahr. Wenn Benzin verbrennt, entsteht giftiges Kohlenmonoxid, welches
leider völlig geruchlos ist – man merkt daher oft nicht, das man sich vergiftet. Ein Gemisch von Luft
und Kohlenmonoxid ist zusätzlich leicht entzündlich. Da Benzinkocher außerdem mitunter rußen, ist ein
Betrieb in der Zeltapsis nur möglich, wenn eine sehr gute Belüftung sichergestellt ist. Auslaufendes
Benzin versaut den gesamten Tascheninhalt, die Brennstoffflaschen sollten daher absolut dicht sein.
Trotz der vielen Nachteile sind Benzinkocher bzw. die „Allesfresser“-Varianten (Multifuel) unter ihnen
für viele Globetrotter erste Wahl, weil Benzin oder Petroleum überall auf der Welt erhältlich und
billige Brennstoffe sind. Ein weiterer Vorteil: Auch bei tiefen Temperaturen funktionieren Benzinkocher
noch gut.
Grundsätzlich empfehlenswert: Nehmen Sie einen Windschutz mit, das erhöht bei jedem Kocher
die Energieausbeute deutlich, spart also Brennstoff und verkürzt die Kochzeit. Kennzeichnen Sie die
Brennstoffflaschen sehr deutlich und wählen Sie auslaufsichere und nicht korrodierende Behältnisse.
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