Überblick
							
							
							 
							
							Im Buch sind wir auf Mulis nicht eingegangen, weil sie in Deutschland nur eine kleine 
							Spezialgruppe darstellen und es hierzulande keine richtige Maultiertradition gibt, was 
							Zucht und Fachwissen angeht. Dennoch lohnt es sich aus vielen Gründen, mal einen Blick 
							auf diese Hybriden aus zwei verschiedenen Equidenarten zu werfen. 
							
							Maultiere (Kreuzungen aus einer Pferdemutter und einem Eselhengst) gelten als sehr 
							zäh und leistungsfähig. So kann z.B. ein Maultier bei gleicher Größe als Packtier 
							wesentlich mehr Last tragen als ein Pferd. Auch ihre Widerstandskraft gegen Krankheiten, 
							ungünstige Witterung und schlechte Futterbedingungen ist legendär. In den USA, Frankreich, 
							Spanien und der Schweiz sind Mulis daher sehr angesehen, die Eroberung des „Wilden Westens“ 
							wäre ohne sie kaum denkbar gewesen. 
							
							Im Gebirge macht sich die große Trittsicherheit der Mulis bezahlt: Sie haben kleinere 
							Hufe als ihre jeweilige Pferdemutter und viele können – wenn sie mehr dem Eselvater 
							nachschlagen - „einspurig“ laufen und einen Huf genau vor den anderen setzen. Hierbei 
							gilt es allerdings zu beachten, dass Größe und Aussehen eines Mulis sehr von den beiden 
							Elterntieren abhängen. Wer von einer Tinkermutter und einem Rieseneselvater abstammt, 
							wird wesentlich größere Hufe besitzen und mehr Platz brauchen als ein Muli, das z.B. eine 
							Arabermutter und einen Normaleselvater hat. 
							
							Mulis sind sehr langlebig (bis zu 40 Jahre) und bleiben lange leistungsfähig, 
							allerdings sind sie extrem spätreif und eigentlich erst ab 7-8 Jahren „genießbar“ 
							und zuverlässig. Vorher zeigen sie allerhand Jungspund-Allüren, die den Besitzer 
							zur Weißglut treiben können. 
							
							Auch erwachsen ist ein Maultier nicht so einfach zu handhaben wie ein Pferd. Zunächst 
							einmal haben sie sehr eigene Vorstellungen von sinnvoller Arbeit: „Kringelreiten“ auf 
							dem Platz, Springen oder Bodenarbeit finden Mulis nur dann sinnvoll, wenn sehr viel 
							Abwechslung geboten wird, ansonsten verweigern sie sich. 
							
							Von A nach B laufen hingegen, sei es auch mit viel Gepäck, macht für ein Maultier Sinn, 
							was uns Wanderreitern sehr entgegen kommt. Maultiere achten sehr auf ihre eigene Sicherheit 
							und Gesundheit, sie lassen sich nicht bis an die Grenze der Erschöpfung reiten und bleiben 
							stur stehen, wenn ihnen etwas gefährlich vorkommt. Das ist unterwegs oft von Vorteil, etwa 
							wenn der Untergrund sumpfig wird, kann manchmal auch von Nachteil sein, wenn etwa ein Muli, 
							das seinem Menschen noch nicht so recht vertraut, mitten auf der Straße stehen bleibt. Das 
							Stehenbleiben und „Einfrieren“ in Angstsituationen haben viele Mulis von ihrem Esel-Elternteil 
							geerbt. Mancher Reiter explodiert dann schier (was das Maultier endgültig davon überzeugen 
							wird, dass es richtig war, ihm nicht zu vertrauen), andere Reiter hingegen finden diese 
							Angewohnheit viel besser als panisches Durchgehen und können gut mit der gelegentlichen 
							Sturheit umgehen. 
							
							Überhaupt braucht es im Umgang mit Mulis viel Fingerspitzengefühl, Horsemanship und 
							Geduld. Inkonsequenzen oder kleine Schwächen im Umgang verzeiht vielleicht ein Pferd, 
							nicht aber ein Maultier. Umgekehrt gilt, dass ein Maultier, das seinen Reiter voll 
							akzeptiert, ein sehr verlässlicher und leistungsfähiger Partner ist, weshalb die 
							Langohren eine kleine, aber treue Fangemeinde besitzen. 
							Zu den Anhängern gehört z.B. Piet Rott, den Sie auf dem Titelbild (mit gelbem T-Shirt) 
							auf seinem Maultier „Chumble“ sehen. Piet bietet Wanderritte, Tagesritte und Ausbildung 
							von Reiter und Pferd an (
							www.piets-adventure-trails.de) und meinte hierzu: 
							
								
								
									
										
											 	
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										„Ich war schon immer von Langohren begeistert und hatte bisher zwei Mulis in 
											meiner Herde. Ihr freundliches Wesen und ihre Trittsicherheit finde ich toll, zumal fürs 
											Wanderreiten. Sie sind meiner Meinung nach auch nicht schwieriger zu händeln, eben nur 
											anders. Chumble ist ein zuverlässiger Gute-Laune-Faktor für meine Gäste, wenn er unterwegs 
											mit seinen großen Ohren wackelt, muss jeder schmunzeln, auch wenn es mal Bindfäden 
											regnet. Ich würde ihn nicht mehr hergeben.“
											 Foto: Nils Becker
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										„Sind Sie bereit, lebenslang auch über sich selbst dazu zu lernen? 
										Die Frau meines Lebens, der ich übrigens den Zugang zu Mulis verdanke, behauptet, 
										diese Langohren seien Schwachstellen-Tester, egal, ob es um Weidezäune oder den 
										Charakter ihrer Reiter und Führer geht. Sie behauptet sogar, dass unsere Mulis 
										meine Fehler und Schwächen noch besser kennen als sie selbst…. Maultiere 
										verfügen durch ihre Hybriden-Vitalität über eine erheblich größere Intelligenz 
										als ihre Eltern. Das prädestiniert sie als Reit- und Tragtiere in schwierigem Gelände, 
										erfordert aber auch einen geduldigen, verständnisvollen und konsequenten Umgang 
										seitens des Menschen.“ --- Hanno Pilartz
										 Foto: Siegfried Burzynski
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							Ein Foto von einem Muli als Packtier finden Sie in den 
							Ergänzungen zu Kapitel 5. 
							
							Zum Weiterlesen: 
							
								- Pilartz, Hanno: „Maultiere – die besseren Pferde?“ Freizeit im Sattel Februar 2008, 
									S.34 - 39
 
								- www.maultier.info - Die Homepage 
									über das Maultier
 
								- www.ig-maultier.ch - Die 
								Interessensgemeinschaft für das Maultier
 
								- www.muli.org - Maultierseite der Esel- 
								und Mulifreunde Deutschland e.V
 
								 
							
							 										
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